Was ist der Daibutsu?
Der Daibutsu von Kamakura: Ein Koloss der Ruhe und Weisheit
Dieser Buddha, der sich erhaben vor dir erhebt, ist 13,35 Meter hoch – das entspricht ungefähr einem vierstöckigen Gebäude! Seine beeindruckende Präsenz wird durch sein Gewicht von 121 Tonnen unterstrichen. Was viele nicht wissen: Er wurde nicht in einem Guss gefertigt, sondern besteht aus mehreren getrennt gegossenen und kunstvoll zusammengefügten Teilen, die seine komplexen Details möglich machten.
Das Besondere an diesem Daibutsu ist auch, dass du ihm ganz nahekommen kannst: Durch einen Eingang auf der Rückseite seines Sockels kannst du ihn gegen ein Entgelt betreten und das Innere der Skulptur erkunden. Dort, in seinem Rücken, findest du sogar zwei große Aussichtsfenster, die im Jahr 1736 gestiftet wurden und dir einen einzigartigen Blick auf die Umgebung ermöglichen.
Diese mächtige Darstellung des Daibutsu im Kōtoku-in (dem Tempel, in dem er steht)ist ein Meisterwerk der buddhistischen Kunst der Kamakura-Zeit (1192–1333) in Japan. Sie spiegelt den Stil und die Ästhetik jener Epoche wider, die für ihre klare und kraftvolle Ausdrucksweise bekannt ist.
Buddha Amitabha: Der Herr der umfassenden Liebe und reinen Länder
Wie sooft, ist auch dieser Buddha in einer tiefen sitzenden Meditationshaltung dargestellt – ein Ausdruck seiner inneren Ruhe und Sammlung. Seine Hände ruhen sanft in seinem Schoß, eine Geste, die als Dhyana-Mudra bekannt ist und tiefe Meditation symbolisiert.
Doch hier gibt es eine einzigartige, besondere Form: Die Zeigefinger sind aufgerichtet und bilden durch die Berührung der Daumen zwei Dreiecke. Diese spezielle Handhaltung wird als Amitabha Dhyana-Mudra bezeichnet, im Japanischen Amida Jō-in. Sie ist nicht nur ästhetisch, sondern hat auch eine tiefe spirituelle Bedeutung.
Tatsächlich steht diese Geste in Verbindung mit den neun Begrüßungsgesten (japanisch: Raigō) des Amitabha-Buddhismus. Amitabha ist jener Buddha, der verstorbene Wesen in seinem "Reinen Land" willkommen heißt. Die hier dargestellte Handhaltung ist dabei die höchste dieser Begrüßungsgesten und wird Jōbon Jōshō genannt. Sie symbolisiert die höchste Form der Begrüßung und des Empfangs im Reinen Land.
Ein weiteres interessantes Detail: Seine Füße sind unter dem Gewand verborgen. Dies deutet darauf hin, dass Amitabha hier als einer der bedeutendsten esoterischen, tantrischen Buddhas dargestellt wird. In diesen Traditionen geht es oft um verborgenes Wissen und tiefere, mystische Dimensionen der Erleuchtung.
Amitabha ist der Buddha der umfassenden Liebe. Seine Existenz ist von Ruhe (was ihn als meditierenden Buddha kennzeichnet) geprägt, und sein tiefstes Wirken ist die Erleuchtung aller Wesen (daher wird er auch als segnender Buddha dargestellt). Seine bedeutendste Technik zur Erleuchtung ist dabei die Visualisierung der gesamten umgebenden Welt als ein reines Land. Es ist die Vorstellung, dass alles um uns herum bereits von Reinheit und Harmonie durchdrungen ist – eine kraftvolle meditative Übung, die uns in den gegenwärtigen Moment und in die universelle Liebe führt.