Was ist Achtsamkeit?
Achtsamkeit ist eine Form der Aufmerksamkeit, bei der man sich absichtlich und ohne zu urteilen auf den gegenwärtigen Moment konzentriert. Es geht darum, sich seiner Gedanken, Gefühle, körperlichen Empfindungen und der Umgebung voll bewusst zu sein. Achtsamkeit kann durch verschiedene Praktiken gefördert werden, darunter Meditation, Yoga oder einfache Atemübungen, und ist auch im Alltag integrierbar, indem man sich bei jeder Tätigkeit voll und ganz auf den Moment einlässt. Achtsamkeit zielt darauf ab, ein tieferes Verständnis für die Arbeitsweise des eigenen Geistes zu entwickeln, Stress zu reduzieren, die emotionale Reaktion zu regulieren und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
Das oft gelobte Multi-Tasking ist somit genau da Gegenteil von Achtsamkeit.
Achtsamkeit umfasst nicht nur die bewusste Wahrnehmung der eigenen Gedanken und Gefühle, sondern erstreckt sich auch auf die Beziehung zu unserer Umgebung und zu den Menschen, Tieren und der Umwelt in seiner Komplexität, um uns herum. Achtsamkeit, im Kontext der Yamas und Niyamas aus den philosophischen Grundlagen des Yoga, erweitert das Konzept der bewussten Wahrnehmung und des respektvollen Umgangs auf ethische Prinzipien und Verhaltensweisen gegenüber sich selbst, der Umwelt und den Mitmenschen.
Yamas:
Achtsamkeit gegenüber unserer Umwelt spiegelt sich in den Yamas, besonders in Ahimsa (Gewaltlosigkeit) und Aparigraha (Nicht-Anhaften) wider und bedeutet, dass wir unsere direkte physische Umgebung– die Natur, unsere Wohn- und Arbeitsräume – bewusst wahrnehmen. Dies kann unser Bewusstsein für die Schönheit und den Wert unserer Umgebung schärfen und zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit natürlichen Ressourcen führen. Ahimsa ermutigt uns, allen Lebewesen gegenüber Mitgefühl zu zeigen und Schaden zu vermeiden, was sich direkt auf unseren Umgang mit der Natur und unseren Ressourcen auswirkt. Auch gegenüber Gegenständen soll Gewaltlosigkeit gelebt werden. Aparigraha lehrt uns, Maß zu halten, Überkonsum zu vermeiden und ein Bewusstsein für die Auswirkungen unseres Konsums auf die Umwelt zu entwickeln.
Niyamas:
Wenn wir Achtsamkeit gegenüber uns selbst im Sinne der Niyamas üben, lernen wir, unsere inneren Erlebnisse – seien es Gedanken, Gefühle oder körperliche Empfindungen – mit einer Haltung der Offenheit und des Nicht-Urteilens zu betrachten. Dies fördert Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge, indem wir lernen, uns selbst mit derselben Freundlichkeit und Mitgefühl zu begegnen, die wir auch anderen entgegenbringen würden. Sie lehrt uns, unseren Körper zu respektieren, unsere Gedanken zu reinigen und ein tiefes Verständnis für unsere eigene Natur und unseren Platz in der Welt zu entwickeln.
Die Achtsamkeit gegenüber anderen Menschen beinhaltet, dass wir unsere Mitmenschen bewusst und ohne vorgefasste Meinungen wahrnehmen.
Indem wir uns in Empathie und aktives Zuhören üben, können wir tiefere und bedeutungsvollere Beziehungen aufbauen. Diese Art der Achtsamkeit fördert ein Klima des Respekts und der Offenheit, was besonders in zwischenmenschlichen Beziehungen und in der Gemeinschaft von unschätzbarem Wert ist. Achtsamkeit gegenüber den Mitmenschen wird durch Yamas wie Satya (Wahrhaftigkeit) und Asteya (Nicht-Stehlen) gefördert. Diese Prinzipien ermutigen uns, in unseren Beziehungen ehrlich und integer zu sein und den Wert, die Zeit und die Energie anderer zu respektieren. Indem wir diese ethischen Richtlinien befolgen, fördern wir Vertrauen, Respekt und ein tiefes Gefühl der Verbundenheit mit anderen.
Durch die Praxis der Achtsamkeit in diesen drei Bereichen –gegenüber uns selbst, unserer Umwelt und unseren Mitmenschen – können wir ein umfassenderes Bewusstsein und tiefere Verbundenheit mit dem Leben selbst entwickeln. Achtsamkeit ermöglicht es uns, das Leben in seiner vollen Pracht zu erleben, indem wir jeden Moment vollständig annehmen und wertschätzen.
Insgesamt bieten die Yamas und Niyamas einen umfassenden Rahmen für die Praxis der Achtsamkeit, der über die reine Meditation hinausgeht und uns lehrt, wie wir unser Leben und unsere Beziehungen zu uns selbst, zu anderen und zur Welt um uns herum bewusster und ethischer gestalten können. Diese Prinzipien leiten uns zu einem harmonischeren Zusammenleben und zu einem tieferen Verständnis unserer selbst und unserer Umwelt.