Wie sitzt man beim Meditieren richtig?
Die Grundlagen der Meditationshaltung
Bei der Meditation gibt es kein universelles "Richtig" oder "Falsch". Der Schlüssel ist, eine Position zu finden, die für dich bequem ist und in der du eine Weile ohne größere Anstrengung verweilen kannst. Die ideale Haltung fördert die Konzentration und ermöglicht es dem Energiefluss, ungehindert durch deinen Körper zu fließen.
Die aufrechte Sitzposition
Eine aufrechte Sitzposition ist klassisch für die Meditation. Der Rücken sollte gerade, aber nicht steif sein, als ob ein Faden von der Spitze deines Kopfes nach oben zieht. Diese Haltung hilft, wach und aufmerksam zu bleiben.
Schneidersitz: Eine einfache Position, bei der die Beine locker gekreuzt sind. Nur geeignet für Fortgeschrittene oder für Menschen, die grundsätzlich eine hohe Beweglichkeit aufweisen.
Für Anfänger, insbesondere Männer, die ohnehin oft nicht so mobil wie Frauen sind, ist der Schneidersitz eine anstrengende, ungewohnte Sitzhaltung und daher nicht empfehlenswert für den Einstieg in die Meditation. Hier empfehle ich, die Meditationen im Sitzen auf einem Schemel, im Fersensitz, auf einem Sitzkissen oder sogar im Sitzen auf einem Stuhl zu praktizieren.
Lotussitz und halber Lotussitz: Fortgeschrittenere Positionen, die mehr Flexibilität erfordern, aber für eine stabile Sitzfläche sorgen.
Der Lotussitz (Padmasana) und der halbe Lotussitz (Ardha Padmasana) sind beides traditionelle Meditationshaltungen, die in der Yoga-Praxis weit verbreitet sind. Sie unterscheiden sich hauptsächlich in der Positionierung der Beine und Füße sowie in der erforderlichen Flexibilität und dem Komfortniveau.
Lotussitz (Padmasana)
Im Lotussitz werden beide Füße auf die gegenüberliegenden Oberschenkel gelegt, mit den Sohlen nach oben gerichtet und die Fersen nahe am Bauch. Diese Position erfordert eine erhebliche Flexibilität in den Hüften, Knien und Knöcheln. Der Lotussitz ist für seine Fähigkeit bekannt, eine sehr stabile und symmetrische Sitzposition für längere Meditationszeiten zu schaffen. Er fördert eine aufrechte Wirbelsäulenhaltung, was wiederum die Atmung und die Konzentration unterstützt. Aufgrund der Intensität dieser Haltung ist sie jedoch nicht für jeden geeignet, besonders nicht für Menschen mit Einschränkungen oder Beschwerden in den genannten Bereichen.
Halber Lotussitz (Ardha Padmasana)
Der halbe Lotussitz ist eine weniger intensive Variante, bei der nur ein Fuß auf den gegenüberliegenden Oberschenkel gelegt wird, während der andere Fuß unter dem anderen Oberschenkel positioniert bleibt. Diese Haltung erfordert weniger Flexibilität als der volle Lotussitz und ist für viele Menschen zugänglicher und bequemer. Der halbe Lotussitz bietet immer noch eine gute Stabilität und Unterstützung für eine aufrechte Wirbelsäulenhaltung und kann eine gute Vorbereitung oder Alternative zum vollen Lotussitz sein.
Auf einem Stuhl: Ideal für diejenigen, die Schwierigkeiten haben, am Boden zu sitzen. Achte darauf, dass deine Füße flach auf dem Boden stehen und deine Wirbelsäule eine natürliche Kurve behält. Deine Knie sollten wenn möglich einen rechten Winkelbilden. Wenn nötig, bitte etwas unter die Füße stellen (Bücher, Block, feste Kissen), damit die Oberschenkel parallel zum Boden verlaufen und die Energie-und Blutzirkulation nicht durch die Stuhlkante beeinträchtigt werden.
Auf dem Boden knien mit Hilfsmittel
Hilfsmittel wie Meditationskissen,-bänke oder -blöcke können dabei helfen, die Wirbelsäule aufrecht zu halten und gleichzeitig Bequemlichkeit zu gewährleisten. Ein Kissen unter den Hüften erhöht den Komfort im Schneidersitz, während ein Block oder eine gefaltete Decke die Knie unterstützen kann.
Auch auf den Fersen kannst du dich absetzen. Oder du kannst dabei auch ein Hilfsmittel verwenden, sodass du beispielsweise auf einem Meditationskissen oder einem Block sitzt und dabei sowohl deine Knie als auch deine Fußrücken den Boden berühren, du aber mit dem Hauptgewicht bequem auf deiner Unterlage sitzt.
Gehmeditation
Die Gehmeditation bietet eine dynamische Alternative zur sitzenden Meditation. Sie eignet sich besonders, wenn du dich müde fühlst oder Schwierigkeiten hast, längere Zeit still zu sitzen. Bei dieser Praxis konzentrierst du dich auf die Empfindungen deiner Füße, während sie den Boden berühren, und bewegst dich mit bedächtigen, langsamen Schritten vorwärts.
Meditation im Liegen
Die Meditation im Liegen, oft in der Shavasana-Pose (Leichenhaltung) praktiziert, ist eine weitere Option, besonders wenn Sitzen oder Stehen unbequem ist. Wichtig ist, wach zu bleiben und nicht in den Schlaf zu gleiten. Eine Matte oder Decke kann für zusätzlichen Komfort sorgen.
Schläft man doch ein, ist es halb so tragisch, denn auch dein Unterbewusstsein nimmt die Inhalte der geführten Meditation auf und verarbeitet diese. Intensiver sind Meditationen jedoch dann, wenn du bewusst und wach daran teilnimmst.
Finde, was für dich funktioniert
Es ist wichtig, verschiedene Positionen und Hilfsmittel auszuprobieren, um herauszufinden, was am besten zu dir passt. Die Meditation sollte eine Quelle der Erholung und nicht der Anspannung sein. Manche Menschen finden ihre ideale Haltung sofort, während andere vielleicht etwas experimentieren müssen.
Zusammenfassung
Die richtige Meditationshaltung ist eine, die dir ermöglicht, sowohl körperlich als auch geistig zur Ruhe zukommen. Ob du sitzt, stehst, gehst oder liegst, das Ziel ist es, eine Position zu finden, die Konzentration und Entspannung unterstützt. Hilfsmittel können nützlich sein, um deine Haltung zu verbessern und den Komfort zu erhöhen. Letztendlich geht es darum, eine Praxis zu entwickeln, die deinen Bedürfnissen entspricht und dir hilft, in einen Zustand tiefer innerer Ruhe einzutauchen. Deine Meditation wird nicht besser oder kraftvoller dadurch, dass du dich gezwungener Maßen zum Beispiel in den Schneidersitz begibst und dich dort mit Müh und Not aufrecht hältst.
Wähle eine für dich bequeme, aufrechte Position, dass du dir während der Meditation keinerlei Gedanken mehr über das Einhalten deiner Sitzposition machen musst, dann ist alles ok.